Datenschutz und Informationelle Selbstbestimmung

Seit einiger Zeit köchelt die Diskussion um Datenschutz bei Social Networks ja mal wieder auf kräftiger Flamme. Die Debatte läuft von totaler Restriktion, also einem quasi Verwertungsverbot jeglicher vom Nutzer eingetragener Daten, bis hin zu Überlegungen, ob das Konzept des Datenschutzes überhaupt noch zeitgemäß ist. Meiner Meinung nach geht die Diskussion jedoch an einem der Kernproblem vorbei, bzw. streift dieses nur am Rande: Was bedeutet eigentlich Datenschutz?

In einem heise-Artikel über Max Kell, Chief Security Officer bei Facebook, sprach dieser auf die Frage, ob die Privatsphäre-Einstellungen von Facebook zu kompliziert seien, einen interessanten Punkt an:

„Natürlich sind es auf den ersten Blick eine Menge Einstellmöglichkeiten. Anders geht es aber auch nicht, die Anwender sollen ja möglichst differenziert einstellen können. Außerdem fühlen sich viele Nutzer meiner Meinung auch deswegen abgeschreckt von den Optionen, weil sie sich das erste Mal überhaupt mit der Frage beschäftigen müssen, wem sie eigentlich welche Informationen zugänglich machen wollen.“

Meiner Meinung nach geht es beim Datenschutz nicht in erster Linie darum zu verhindern, das personenbezogene Daten von Unternehmen verwendet werden. Es gibt hier vielmehr darum, einem Möglichkeiten in die Hand zu geben, selbst zu entscheiden, was mit den eigenen Daten passiert und was nicht. So habe ich z.B. kein Problem mit Schufa & co., weil sie Daten über die Kreditwürdigkeit von Personen sammeln und damit Banken und Unternehmern helfen, Zahlungsausfälle zu vermeiden, sondern weil sie dies auf intransparente Weise tun, die mir selbst keine Kontrolle darüber gibt, was mit welchen Daten passiert.

Die von Facebook geplanten Änderungen der eigenen Nutzungsbedingungen, hier speziell die Weitergabe von Daten an Dritt-Seiten, ist definitiv keine wirklich saubere Geschichte, und FB patzt hier zum wiederholtem Male beim Umgang mit Daten, die ihnen von den Nutzern anvertraut wurden, aber auch hier sollte eine Sache nicht vergessen werden: Facebook ist ein Gewinn-orientiertes Unternehmen und das auch nicht erst seit gestern oder nachdem wir alle unsere Accounts erstellt haben. Jedem sollte klar sein, dass in Ermangelung eines alternativen tragfähigen Geschäftsmodells irgendwann halt versucht wird, das einzig wertvolle zu Geld zu machen: und das sind nunmal die Daten der Nutzer.

Social Networks sind nicht die Wohnungen der Freunde, Vereinsräume oder andere Orte, in denen eingebrachte Daten, Informationen, Meinungsäußerungen, etc. geschlossen bleiben. Social Networks sind ein großer Platz mit mehreren Millionen Menschen, die potentiell alles aller anderen mitbekommen können. Privatsphäre-Einstellungen sind der technische Versuch, die Illusion von Ordnung in dieses riesige Chaos zu bringen, aber sie sind nur künstliche Barrieren, die früher oder später durchbrochen werden, sei es unbeabsichtigt durch Bugs oder absichtlich durch Änderungen im System.

So liegt es an jedem selbst zu entscheiden, was er über sich Preis geben möchte. Genauso wichtig ist es jedoch, anzufangen, sich mit der Thematik auseinander zu setzen, was eigentlich Öffentlichkeit und Privatheit in Social Networks bedeutet. Die Entwicklung kann nicht zu einer augenscheinlich simplen und leicht verständlichen Lösung in Richtung einer der oben genannten Extreme gehen. Fundamentale Datensparsamkeit bremst die Innovation im Web 2.0, das gerade durch Mashups, also der Verknüpfung vorhandener Daten zu neuen Produkten und Dienstleistungen, angetrieben wird. Völlige Datenfreizügigkeit ruft automatisch Missbrauch auf den Plan. Es braucht also einen ausgewogenen Mittelweg. Nur wird dieser vermutlich nicht einfach und Stammtisch-kompatible vermittelbar sein.

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